Head in the Air - Hintergründe 1: Lo-Fi
Ich werde in diesem und den kommenden Blogeinträgen etwas ausführlicher über die Entstehung von meinem neuen Album Head in the Air schreiben. Zunächst einmal will ich mit der Vorgeschichte beginnen.Mein letztes Album Silence ist im September 2010 erschienen, also vor über fünf Jahren. Kurz darauf habe ich angefangen mit der IG Streichmetall zu spielen und aufzutreten. Von der Besetzung inspiriert habe ich angefangen viele neue Lieder zu schreiben. Ludwig, Taşkapan oder Music for Lovers sind Stücke, auf die ich nach wie vor sehr stolz bin, und die wir bei fast jedem Konzert spielen. Dementsprechend haben mich bald Leute gefragt, wann es denn endlich diese Lieder auf CD geben würde. Und meine Antwort war jedesmal: Nicht in absehbarer Zukunft.
Streicher aufzunehmen ist eine undankbare Angelegenheit. Man hört jede kleinste Unsauberkeit. Mit meinen damaligen Versuchen Kids oder Taşkapan aufzunehmen war ich nicht zufrieden. Die Lieder waren mir zu wichtig um mich mit halbgaren Versionen zufrieden zu geben und gleichzeitig hatte ich weder das Geld für ein richtiges Studio oder einen Produzenten, der weiß wie man das beste aus Streicher-Aufnahmen rausholt, noch hatte ich selber das entsprechende Know-How. Und neben dem Studium hat mir auch die Zeit gefehlt um mich damit auseinander zu setzen. Außerdem erschienen mir die Lieder zu unterschiedlich um ein stimmiges Album zu ergeben. Music for Lovers konnte ich mir nicht auf der gleichen CD vorstellen wie Nausjetz oder Schöneweide.
Irgendwann im Jahr 2013 ist mir dann aufgefallen, dass ich inzwischen genug neue Songs für zwei Alben geschrieben hatte. Und damit kam mir die Lösung: Die komplexen, philosophischen und psychedelischen Lieder habe ich für das nächste Album aufgehoben und mir stattdessen die anderen vorgenommen – die weniger ernsten, luftigen, poppigen. So konnte ich gleich zwei Probleme lösen: Statt eines allzu bunten Haufens bekäme ich zwei sehr unterschiedliche, aber in sich stimmige Alben. Und mit dem Blick auf die einfachen Lieder erschien mir auch mit meinen einfachen Aufnahmemöglichkeiten ein Album machbar. Ich konnte eine Lo-Fi-Herangehensweise wählen.
Ziemlich viel Musik, die ich mag, hat eine gewisse Lo-Fi-Ästhetik. Beim normalen Musik Hören fällt das nicht mal auf. Niemanden stört es, dass das Schlagzeug bei John Frusciante scheppert als würde jemand im Zimmer nebenan auf Eimern trommeln, dass Elliott Smith klingt, als wäre er auf Kassette aufgenommen (ist er vermutlich auch), oder dass Sufjan Stevens bei seinen ersten Alben nur zwei Mikrophone und ein digitales Aufnahmegerät zur Verfügung hatte, auf dem er in 32 kHz aufgenommen hat um Speicherplatz zu sparen. Ganz im Gegenteil, die Musik klingt wunderbar lebendig.
Ich beschloss also ein Lo-Fi-Pop-Album zu machen. Ich begann neue Lieder zu schreiben um das Album abzurunden. Und ich nahm auf, so gut ich es intuitiv konnte, aber ohne mir allzu große Sorgen um den Klang zu machen. Ich versuchte einfach das Beste aus meinen zur Verfügung stehenden Mitteln zu machen. Ich denke, ich habe in dem Prozess einiges dazu gelernt. Letztendlich war ich selbst überrascht wie gut Head in the Air in der fertigen gemischten und gemasterten Version klingt. Ist das überhaupt noch Lo-Fi? Keine Ahnung.
Head in the Air ist inzwischen auch über JPC, Amazon und ähnliche bestellbar.